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Warum es sich lohnt, für die Sache zu denken
Warum es sich lohnt, für die Sache zu denken

Lorenz Fehr ist seit März 2021 Co-Geschäftsleiter der BlueCare AG. Anlässlich des 25.-jährigen Jubiläums spricht er über die Zukunft und die Vision der BlueCare und erklärt, warum der Patient auch in den Lösungen, die für Arztpraxen angeboten werden, immer wichtiger wird.

BlueCare feiert den 25. Geburtstag. Inwiefern hat BlueCare das Schweizer Gesundheitswesen die letzten Jahre geprägt?
BlueCare hat in ihrer Geschichte schon mehrfach gezeigt, dass sie in der Lage ist, tragende Lösungen aufzubauen, die das Schweizer Gesundheitswesens prägen: Zum einen ist da der Bereich Managed Care. BlueCare und insbesondere ihr Gründer und damaliger CEO Philip Baumann haben ihren wesentlichen Teil zur heutigen Struktur des Hausarztmodells beigetragen. Es ist uns über die Jahre gelungen, das Produkt BlueEvidence zur meist genutzten Software in diesem Bereich zu entwickeln. Was man auch nicht vergessen darf: Als man uns später HIN und TrustX im Management Mandat anvertraut hat, trugen wir entscheidend zu deren Wachstum und Positionierung bei. Kurz gesagt: Rund um die sichere Kommunikation und Managed Care hat BlueCare bereits bewiesen und ist neu auch im Bereich der Medikation am Beweisen, dass sie ihren Teil dazu beigetragen hat, das Gesundheitswesen zu verbessern.

Gibt es einen Bereich, in dem BlueCare noch mehr erreichen möchte?
Ich bin davon überzeugt, dass wir mit unseren neueren Produkten BlueConnect (einheitlicher Versand und Empfangsprozess für medizinische Daten) und BlueMedication (Steigerung der Medikationssicherheit) ebenfalls auf einem guten Weg sind, einen entscheidenden Beitrag zur Vereinfachung des Praxisalltags für niedergelassene Leistungserbringer anbieten zu können. Wir sind uns jedoch bewusst und wissen aus Erfahrung, dass der Weg dorthin steinig sein wird. Dennoch wissen wir, dass sich der Aufwand lohnt. Darüber hinaus arbeiten wir jeden Tag daran, unsere Produkte zu einer Suite zusammenzuführen, um ein einheitliches und übergreifendes Benutzererlebnis zu schaffen.

Was bedeutet das konkret?
Diejenigen Systeme, die heute als eine Art isolierte Silos dastehen, können in Zukunft so miteinander kommunizieren, dass sie einzelne Funktionsblöcke bilden, die entlang der Praxisprozesse angeboten werden. Somit werden sie in den Arbeitsablauf der Praxisteams integriert. Das ermöglicht wiederum, dass es sich für den Benutzer anfühlt, als benütze er nur noch ein Tool.
Als Einstiegspunkt bietet sich dafür die Lösung «BlueConnect» an. Sie ist der Dreh- und Angelpunkt für die ein- und ausgehende Praxiskommunikation. Zur Erklärung eignet sich folgendes Beispiel, das wir bereits umgesetzt haben: Hat man eine Austrittsmedikation eines Spitals im BlueConnect-Posteingang, kann man direkt zu BlueMedication springen, um aus den unstrukturierten Daten des Spitals die Medikation zu extrahieren. Den erzeugten eMedikationsplan gleicht man dann mit der vorhandenen Medikation im Praxisinformationssystem ab. Dort wird per Knopfdruck die neue Medikation auf Interaktionen geprüft und somit die Arzneimitteltherapiesicherheit in der Praxis systemgeschützt sichergestellt. Geteilt wird der eMedikationsplan aus BlueMedication über die Versandmaschine von BlueConnect. Nach demselben Prinzip verhält sich BlueConnect, wenn es merkt, dass eine medizinische Überweisung einer Patientin im Managed-Care-Modell versendet wird. Tritt das ein, wird automatisch der entsprechende Prozess in BlueEvidence gestartet, die bereits vorhandenen Stammdaten werden für die Erfassung der administrativen Überweisung direkt übernommen. Für die Praxis resultiert daraus neben dem verringerten Aufwand auch noch eine höhere Prozessverbindlichkeit.

BlueCare hat als Vision, Patientinnen und Patienten wieder in den Vordergrund zu rücken und den administrativen Aufwand für medizinisches Fachpersonal zu reduzieren. Wie gelingt das?
Unsere Vision ist im Grunde genommen, den Arbeitsalltag einer Praxis so zu vereinfachen, damit diese mehr Zeit für die Patienten aufwenden kann. Wir helfen unseren Kunden, anfallende Arbeit in den Bereichen Managed Care, Kommunikation und Medikation effektiv zu erledigen. In Richtung der Patienten konzentrieren wir uns bisher auf Lösungen, die es dem Arzt ermöglichen, den Patienten näher miteinzubeziehen. Dabei ist es unerlässlich, dass der Arzt dem Patienten medizinische und damit besonders schützenswerte Dokumente zustellen kann. Dies soll idealerweise in den normalen Versandprozess integriert und datenschutzkonform per Knopfdruck erfolgen können. Darum integrieren wir in unser System sowohl die am Markt angebotenen Patienten Safes von Gesundheitsplattformen als auch auch unseren eigenen MedicalSafe.

Mittlerweile arbeiten rund 80 Mitarbeitende bei BlueCare. Sie alle verfolgen dasselbe Ziel: den Arbeitsalltag von ÄrztInnen und ihren Teams zu vereinfachen. Doch wie Du bereits erwähnt hast, kann die Vermarktung neuer Produkte in diesem Tätigkeitsfeld schwierig sein. Was motiviert Dich und Deine Mitarbeitenden dennoch weiterzumachen?
Ich glaube, was uns alle antreibt, ist: Jeder von uns kennt jemanden, der Patient ist oder ist es selbst schon gewesen. In dieser Situation wünschen sich alle einen Arzt, der nicht abgelenkt ist, sondern die Zeit hat, sich auf den Patienten einzulassen. BlueCare versucht mit ihren Produkten einen Teil dazu beizutragen. Es gibt Leute, die sagen, BlueConnect sei nicht gerade der grosse disruptive Wurf, den es brauche, um das Gesundheitswesen auf den Kopf zu stellen. Das ist sicher richtig. Unserer Einschätzung nach ist die Strategie «connecting the dots» zielführend und erfolgsversprechend. Dabei verbinden wir die bestehenden heterogenen Systeme, die in den Arztpraxen eingesetzt werden. Wir gehen den Weg der Digitalisierung nach Schweizer Art. Von unten nach oben und in verdaubaren Schritten. Wir wissen, dass dieser Weg anstrengend und zeitweise auch mühselig sein kann. Trotzdem sind wir überzeugt, dass es sich lohnt.

Patienten fordern immer mehr Mitspracherecht und wollen ihre gespeicherten Daten einsehen. Inwiefern beeinflusst euch ein Trend wie dieser?
Dieser Trend ist nicht von der Hand zu weisen. Das Problem ist dabei, die relevanten Informationen dem Arzt so anzubieten, dass dieser daraus einen Nutzen ziehen kann. Dieses Thema und auch das Teilen von medizinischen Daten mit dem Patienten wird uns in den anstehenden Jahren sicherlich noch beschäftigen. Es ist interessant, dass bezüglich des mündigen Patienten zwei Sichtweisen eingenommen werden können. Die Kritischen sagen, dass der Patient mit den medizinischen Daten nicht umgehen könne. Beispielsweise sei es möglich, dass aus einem Dokument falsche Schlüsse abgeleitet werden würden aufgrund fehlenden Wissens, was ein Risiko darstelle. Andere, die für das Teilen der Informationen einstehen, erklären, dass dies der einzige Weg sei, um den Patienten in seiner Mündigkeit zu unterstützen oder diese überhaupt zu ermöglichen. Ich persönlich denke, dass man dem Arzt überlassen sollte, welche Dokumente er mit den Patienten teilen möchte. Durch die Beziehung mit dem Patienten kann er am ehesten einschätzen, welche Informationen man der entsprechenden Person ohne Bedenken teilen kann.

Wie entstehen Ideen für neue Produkte?
Wir sind davon überzeugt, dass man zusammen mit dem Kunden, in unserem Fall mit den Arztpraxen, neue Produkte entwickeln muss. Sie kennen die Herausforderungen im Arbeitsalltag am besten. In der Lösungsgestaltung bringen auch wir unsere Erfahrungen ein, jedoch lassen wir diese immer wieder von der Realität in den Praxen hinterfragen. Sobald man diesen iterativen Prozess durchschritten hat, und das Problem gut versteht, beziehen wir unsere agilen Entwicklungsteams mit ein und entwerfen die technische Umsetzung. Auch in diesem Schritt ist der enge Einbezug der Anspruchsgruppen einer der Schlüssel, um gute Produkte zu entwickeln, welche dann auch marktfähig sind.

Was wünschst Du dir für die Zukunft der BlueCare?
Für mich ist BlueCare eine Herzensangelegenheit. Primär liegt das an den Mitarbeitenden und der Kultur, die wir leben. Ich erhoff mir, dass wir auch zukünftig unseren Teil zur Weiterentwicklung des schweizerischen Gesundheitswesens beisteuern können. Das ist in unserem Fall die Kompetenz und das Sachverständnis zur Entwicklung von Informationstechnologie. Wir wollen niedergelassene Leistungserbringer einen Schritt vorwärtsbringen. Was uns ausmacht, ist, dass das Leistungsprinzip grossgeschrieben wird, wir uns aber dennoch auf Augenhöhe begegnen. Wenn eine Gruppe von motivierten Menschen zusammenkommt mit einer gemeinsamen Vision und der Lust, etwas zu bewegen, dann ist die Chance gross, dass dabei eine ziemlich gute Sache herauskommt. Ich erhoffe mir, dass BlueCare sich das auch für die nächsten 25 Jahre erhalten kann.

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