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Die MPK als Chief Technical Officer
Die MPK als Chief Technical Officer

Als eine von zwei Medizinischen Praxiskoordinatorinnen ist Cindy Hartert dafür verantwortlich, die Arbeitsprozesse in der praxis am rhy AG fortlaufend zu verbessern. Uns hat sie erzählt, wie der Praxisalltag effizienter gestaltet werden kann und welche Rolle digitale Tools und Services dabei spielen.

«Wir optimieren Prozesse, ohne dass ihre Qualität beeinträchtigt wird. Dies erreichen wir, indem wir anhand von Mitarbeiter- und Patienten-Feedbacks die Zeitfresser im Praxisalltag identifizieren und wenn möglich eliminieren.» So beschreibt Cindy Hartert ihre Aufgabe als Medizinische Praxiskoordinatorin, die 40% ihres Pensums ausmacht. Während sich eine Kollegin um die Personalfragen kümmert, ist die 27-Jährige in der praxis am rhy AG in Kriessern (SG) für die technologischen Aspekte zuständig.

Das Thema Digitalisierung der Arztpraxis hat in den letzten Jahren einen starken Schub erfahren, für viele dieser Zeitfresser gibt es mittlerweile digitale Alternativen. Über diese informiert sich Cindy Hartert vorwiegend im Internet, aber auch in Newslettern, Broschüren oder Schulungen stösst sie auf Ideen und Verbesserungsmöglichkeiten. Wobei das Finden einer Lösung nur der erste Schritt sei. Genauso wichtig sei es, die Ärzteschaft von dieser zu überzeugen. Denn auch wenn MPK oft die eigentlichen Chief Technical Officer (CTO) einer Arztpraxis sind: Entscheiden tut in der Regel die Ärzteschaft bzw. ein Verwaltungsrat. Sie, die teilweise nicht sehr technologieaffin sind, gilt es zu überzeugen.

Arbeiten ohne digitale Unterstützung? Unvorstellbar
«Wir haben insofern Glück, weil bei uns in der Praxis flache Hierarchien herrschen und die Ärzteschaft Veränderungen nicht per se abgeneigt ist», sagt Cindy Hartert. Und selbst wenn nicht alle immer sofort begeistert seien: Spätestens, wenn sich der Nutzen eines Tools im Alltag erwiesen habe, wollen es auch die Ärztinnen und Ärzte nicht mehr missen.

Aus Gesprächen mit Kolleginnen weiss sie, dass es nicht in allen Praxen so läuft. Gerade auf dem Land stünden viele Ärzte der Digitalisierung skeptisch gegenüber, entsprechend analog werde in deren Praxen gearbeitet. Diesen Kolleginnen rät sie, nicht locker zu lassen. «Manche Ärzte brauchen etwas länger, um sich auf Veränderungen einzulassen. Ich würde es immer wieder versuchen und auf die konkreten Vorteile der digitalen Tools hinweisen.» Für Cindy Hartert ist der Praxisalltag ohne digitale Unterstützung mittlerweile unvorstellbar. «Der Unterschied ist aufgrund des grossen Zeitgewinns riesig. Ich persönlich würde nicht mehr in einer Praxis arbeiten, die nicht digitalisiert ist.»

Wie gross der Unterschied im Praxisalltag tatsächlich ist, zeigt sich am Beispiel von BlueConnect, das die praxis am rhy AG seit März 2021 nutzt. «Mit BlueConnect erledigen wir administrative Arbeiten wie das Einholen von Unterschriften oder die Ablage von Dokumenten, die zuvor mehrere Minuten gedauert haben, in wenigen Sekunden», so Cindy Hartert. Bei etwa 100 Berichten täglich werde dadurch nicht nur viel Zeit gespart, auch der Papierverbrauch sei massiv zurückgegangen.

Weitere Tools, die in der praxis am rhy AG genutzt werden, sind BlueEvidence, das die Prozessschritte im Bereich Managed Care überwacht und die elektronische Lieferscheinablage. Bei neuen Tools gehe es jedoch nicht nur um deren Nutzen, sondern immer auch um die Kompatibilität. «Sinnvoll ist ein Einsatz nur, wenn die Schnittstellen zwischen den Systemen einwandfrei funktionieren.»

Mehr Digitalisierung – auch bei den Patienten
Die Digitalisierung einer Arztpraxis ist ein fortlaufender Prozess, auch in der praxis am rhy AG ist er längst nicht abgeschlossen. «Derzeit prüfen wir zum Beispiel die Installation von BlueMedication, damit Medikationslisten künftig automatisch aus den Berichten ausgelesen werden können. Für die Praxisapotheke gibt es ebenfalls interessante Lösungen wie etwa den ROWA-Medikamentenroboter, der fast alle Apothekenprozesse abdeckt.»

Auch auf Patientenseite dürften die digitalen Möglichkeiten stärker genutzt werden, findet Cindy Hartert. Etwa das immer noch wenig verbreitete elektronische Patientendossier. «Wenn Einzelpraxen Ferien machen und wir ihre Patienten übernehmen, fehlen uns oft wichtige Informationen. Wir wissen nicht, welche Medikamente sie erhalten, manchmal kennen wir nicht einmal die Diagnose.» Über diese Informationen sollte man auch aus Eigeninteresse jederzeit selbst verfügen.

Die perfekte Balance
Dass sich Cindy Hartert heute fast täglich mit Praxissystemen, Schnittstellen, Tools und diversen weiteren digitalen Themen beschäftigt, ist übrigens bemerkenswert. Denn privat interessiere sie sich nur bedingt für Technologie. Dass sie 2020 die eidgenössische Prüfung zur Medizinischen Praxiskoordinatorin praxisleitender Richtung absolvierte, lag daran, dass ihre Arbeitgeberin seit der Gründung 2015 stark gewachsen war – und damit auch der administrative Aufwand. Mit der Weiterbildung zur MPK wollte sie einen Beitrag leisten, dass ihre Praxis effizienter arbeiten kann.

Durch den Fokus auf die technologischen Aspekte der Praxiskoordination wurde Cindy Hartert innert Kürze zu der Digitalexpertin, die sie heute ist. Künftig nur noch als MPK zu arbeiten, kann sie sich dennoch nicht vorstellen. Die jetzige Aufteilung mit 40% MPK und 60% MPA sei perfekt für sie. Nur so sehe sie, was die Probleme im Praxisalltag sind – «und wie man sie beheben kann».

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